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Christian Kulas: „Nur die harte Wahrheit führt zur Veränderung“

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Christian Kulas:

Christian Kulas: "Dem Scheitern haftet immer noch etwas Negatives an."

Die Nachrichten von Print-Medien in einer App sammeln, übersichtlich und individuell: Das ist die Mission von Christian Kulas und seinem Start-up Yones aus München. Doch die Idee, die Nachrichtenflut auf dem Smartphone oder Tablet zu bündeln, ist noch lange nicht flächendeckend eingeschlagen. Von ihrem Start-up leben? Kann das dreiköpfige Team bislang nicht. Darüber zu sprechen, würde anderen Gründern womöglich schwer fallen. Kulas jedoch gibt gerne über das Scheitern und Weitermachen Auskunft.

Christian, über welche Steine seid ihr mit eurem Start-up bisher gestolpert?

Stolpersteine entstehen, wenn andere deine Idee nicht auf Anhieb toll finden. Personalisierung bei News, das ist Geschmackssache. Die einen finden es toll, die anderen fürchterlich. Ich glaube aber, das hängt eigentlich nur davon ab, was die Leute darunter verstehen. Im Grunde geht es bei Yones darum, interessante Artikel anzuzeigen, mehr nicht.

Kannst du einen Fall konkretisieren, bei dem eure Idee auf wenig Begeisterun gestoßen ist?

Ursprünglich kommen wir von der TU Darmstadt und wollten dort auch unser EXIST-Stipendium beantragen. Nach einem halben Jahr der Ideenpapier-Ausarbeitung wurde uns dann offenbart, dass man unseren Antrag nicht einreichen werde, weil man an den Erfolgsaussichten zweifle. Eigentlich macht die Hochschule nur eine sehr rudimentäre Überprüfung und sollte so eine Beurteilung dem Projektträger überlassen. Ich habe dann direkt Kontakt zur TU München aufgenommen, die es dann auch eingereicht und bewilligt bekam. Das ist nur ein Beispiel von vielen. Man sollte als Unternehmer nie den Kopf hängen lassen, sondern nach intelligenten Alternativrouten suchen. Manchmal hilft auch einfach eine Runde joggen, um den Kopf frei zu bekommen.

Was habt ihr aus diesem und anderen Rückschlägen für Lehren gezogen?

Es gibt Rückschläge, aus denen kann und muss man lernen, es gibt aber auch solche, die einen gar nicht weiterbringen. Da erzählt einem beispielsweise ein über 60-jähriger Investor aus einer gänzlich anderen Branche, wie unsere Generation tickt, und stellt dabei den eigenen Verstand in Frage. So was nagt an einem. Geht es hingegen um eine erfolglose Kampagne oder Aktion, dann muss man aufarbeiten, aus welchen Gründen das gescheitert ist. Hier nutzt es nichts, wenn man den Sachverhalt beschönigt. Nur die harte Wahrheit führt zur Veränderung. Wir hatten beispielsweise im Januar 2014 eine Nachrichten-App für die olympischen Spiele gemacht. In elf Tagen von der Idee bis zur fertigen App im Store. Das lief super. Wir hatten zeitweise 95.000 Zugriffe am Tag. Dasselbe wollten wir bei der WM wiederholen und scheiterten grandios. Es gab etliche Apps, die Ähnliches gemacht haben und wir waren schlichtweg nicht gut genug.

Wenn sich die Erfolge gerade zu Beginn nicht einstellen wollen - wie hält man dennoch die Motivation hoch?

Das Leben eines Unternehmers ist eine Achterbahn und es ist immer relativ, was ein Erfolg ist. Ich verbinde mit dem großen Erfolg bestimmte Anforderungen. Eine davon ist ausreichend Kapital. Ohne das wird es im B2C-Bereich schwer sein, Erfolg zu haben. Hat man nun keinen Erfolg, weil man schlichtweg nicht das Geld hat, um Leute zu bezahlen, die die Anwendung mit einem weiterentwickeln oder das richtige Marketing machen, dann sollte das nicht demotivieren, sondern dazu führen, dass man seine Grundanforderungen überdenkt.

Es klingt so, als würdet ihr einen lockeren Umgang mit dem Scheitern pflegen, was bewundernswert ist. Wie sieht es bei anderen Start-ups aus, die du kennengelernt hast?

Dem Scheitern haftet immer noch etwas sehr Negatives an. Ich kenne eigentlich nur sehr wenige, die offen zugeben, dass sie gescheitert sind oder Rückschläge erlitten haben. Redet man mit anderen Gründern, dann geht es meist nur um die Erfolge und das nächste große Ding.

Ist das in München anders als in etwa in Berlin?

Unterschiede in der Mentalität nimmt man auf jeden Fall wahr: Bayrische Start-ups sind in der Regel bedachter, konservativer und insgesamt ruhiger. Das merkt man vor allem bei den Pitches. Was sie allerdings sagen, hat meistens Hand und Fuß. Berliner hingegen sind oft laut und sehr von sich und Berlin überzeugt. Als Frankfurter Start-up ist man vermutlich etwas dazwischen, ohne die Städtefixierung. (lacht)


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